Gunnar Hübner
Überschüssiges Fett an Problemzonen loswerden und damit andere Stellen am Körper füllen, wo man gern mehr Volumen hätte? Klingt verlockend. Ist es auch. Insbesondere Brust, Po oder Gesicht sind Regionen, die oft von etwas mehr Volumen profitieren. So gut die Idee ist, so alt ist sie auch. Bereits 1893 hat Dr. Neuber Fett zum Ausgleich eines Defektes an der Brust verwendet und 1910 hat Prof. Holländer das Verfahren, so wie wir es heute kennen, etabliert. Leider ist bis heute das Verfahren noch recht unbekannt und auch nicht für jede Brust geeignet. In diesem Artikel wollen wir uns das genauer anschauen.
Was sind die Vorteile einer Brustvergrösserung mit körpereigenem Fett?
Körperfett ist zum einen bei den meisten von uns in ausreichender Menge vorhanden. Es ist zudem gut zugänglich und fühlt sich warm, weich und natürlichan. Bei einer Brustvergrösserung mit einem Brustimplantat ist dies oftmals nicht der Fall.
Wer eignet sich für eine Brustvergrösserung mit Eigenfett?
Natürlich primär eine Patientin mit kleiner Brust und dem Wunsch einer Vergrösserung. Aber auch ungleichmässige oder einseitig kleine Brüste können mit diesem Verfahren korrigiert werden. Ebenso können vereinzelte Dellen an der Brust, wie z.B. nach einer Operation, ausgeglichen werden. Eine weitere gute Möglichkeit ist, bei Brustimplantatträgerinnen, sichtbare Implantatränder mit Eigenfett zu kaschieren oder nach der operativen Entfernung einer Kapselfibrose nach Brustimplantaten die Brust wieder aufzubauen.
Was gibt es für wichtige Einschränkungen bei diesem Verfahren?
Man benötigt eine ausreichende Fettmenge.
Die meisten Leserinnen werden nun denken, dass das bei ihnen kein Problem sein sollte. Doch gerade bei schlanken Patientinnen ist es schwierig, eine ausreichende Fettmenge an idealerweise 1–2 Körperregionen zu finden. Geeignete Entnahmestellen sind z.B. Oberschenkel, Bauch, Knie oder Hüften. An Rücken, Flanken und Oberarmen finden sich meist nur kleine Fettdepots.
Eine deutliche Vergrösserung ist mit einer einzelnen Operation selten möglich.
Hintergrund ist, dass nicht alle eingespritzten Fettzellen anwachsen. Studien zeigen, dass die Anwachsrate der verpflanzten Fettzellen zwischen 50–70% liegt. Leider lässt sich vor der Operation nicht eindeutig festlegen, wie gross der Anteil sein wird, da die Anwachsrate von viele Faktoren abhängt (z.B. individuelle Ausgangslage, Technik der Entnahme, Verhalten nach der Operation etc.). Meist rechnet man mit einem Volumenzugewinn von ca. einer halben bis maximal einer Körbchengrösse pro Operation. Wenn mehr Volumen gewünscht ist, kann man die Operation nach frühestens einem Vierteljahr aber problemlos wiederholen.
Die Qualität der Brustform und des Hautmantels kann nicht beeinflusst werden.
Was heisst das? Es ist so, dass die eingebrachten Fettzellen sich der Haut und damit der schon vorhandenen Brustform anpassen. Konkret bedeutet das, dass bei einer sehr hängenden Brust oder unförmigen Brust (z.B. tubuläre Brust, auf Deutsch Schlauchbrust) die Brustform sich nicht wesentlich verändern wird. Das Fett erzeugt also nur mehr Volumen an der Brust. Dann wäre eher das Verfahren einer Bruststraffung (Mastopexie) zu diskutieren.
Wie ist der Operationsablauf?
Die Operation selbst kann ambulant, das heisst ohne Übernachtung in einem Spital, durchgeführt werden. Bei den modernen Techniken der Liposuktion (Fettabsaugung), kann der Eingriff in lokaler Betäubung, also ohne Vollnarkose erfolgen. Besonders die schonende, wasserstrahlassistierte Liposuktion hat in diesem Fall Vorteile. Nachdem der Operateur die abzusaugenden Areale markiert hat, wird das Fett gewonnen und über ein Filtersystem gereinigt. Es verschiedene Verfahren, wobei besonders eine schonende Verarbeitung der Fettzellen wichtig ist, damit ein möglichst grosser Anteil davon die Prozedur überlebt. Die gewonnenen Fettzellen müssen dann unmittelbar in die Brust injiziert werden. Dabei limitiert oft der Hautmantel die Menge des zu verpflanzenden Fettes.
Wie lange muss ich mich schonen?
Nach der Operation muss die Brust für ca. 3 Wochen geschont werden. Das heisst möglichst nicht auf dem Bauch schlafen, kein Push-Up-BH tragen und nicht rauchen. Auch sollten Sie sich gesund ernähren und die Brust warmhalten. An den abgesaugten Stellen benötigen Sie für ca. 4–6 Wochen eine Kompressionswäsche, die Schwellungen und Verhärtungen verhindert bzw. abmildert. Während dieser Zeit sollte auch auf intensive körperliche Belastung und Sport verzichtet werden.
Das angewachsene Fett wird Ihnen erhalten bleiben, unterliegt aber Gewichtsschwankungen.
Bin ich eine geeignete Kandidatin für eine Brustvergrösserung mit Eigenfett?
Wenn Sie sich für einen dezenten Brustaufbau mit einem komplikationsarmen Verfahren mit körpereigenem Fett interessieren, den Vorteil eines gleichzeitigen körpermodellierenden Eingriffes schätzen oder Fremdkörper-Implantate ablehnen, lassen Sie sich von einem zertifizierten Plastischen Chirurgen Ihres Vertrauens beraten.
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