Ein Mann (werden) – durchs Messer?

Alexander Lunger

Transgender ist, wenn die Geschlechtsidentität einer Person nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt. Konventionell werden die meisten Menschen bei der Geburt entsprechend ihren primären Geschlechtsmerkmalen dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeordnet. In der Folge erhalten sie – mehr oder weniger ausgeprägte – geschlechtsspezifische Rufnamen und Erziehung.

Trans Menschen leben in einem Spannungsfeld zwischen «zugewiesenem» und «empfundenem» Geschlecht. Trans-Männer wurden bei der Geburt als Mädchen eingeteilt, trans-Frauen als Jungen. Non-binäre Trans-Menschen wurden bei der Geburt als männlich oder weiblich bewertet. Unabhängig von gesellschaftlichen und kulturellen Einflüssen folgen mit Einsatz der Pubertät biologische (vor allem hormonelle) Einflüsse, welche unseren Körper männlich oder weiblich prägen.

Ob Transmenschen ihrem Zielgeschlecht entsprechend aussehen, ob sie operiert sind oder ob sie sich besonders «männlich» oder «weiblich» verhalten, ist davon unabhängig. Trans ist nicht nur, wer geschlechtsangleichende Operationen machen lässt.

Als Phänomen wird eine Häufigkeit 0.5 bis 3 Prozent der Bevölkerung angenommen.

Trans- Identität zählt in der Schweiz nicht als Krankheit. Die medizinische Angleichung ist grundsätzlich erlaubt, egal, ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt oder nicht. Die Kosten werden von der Allgemeinversicherung übernommen, wenn alle gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Das gilt für die Hormonbehandlung, bestimmte Operationen und andere medizinische Massnahmen wie z.B. Logopädie oder Epilation. Für die Kostenübernahme wird die Diagnose «Transsexualität» oder «Gender-Dysphorie» verlangt und eine Bestätigung, dass es die gewünschte Massnahme braucht. Operationen im Ausland bezahlt die Allgemeinversicherung meistens nicht. In der Praxis ist es häufig nicht einfach, eine operative Massnahme mit dem Zweck «Geschlechtsangleichung» zu begründen, die Grenzen zur ästhetischen Chirurgie sind fliessend. Bestimmte körperliche Merkmale in typisch «männlich» und «weiblich» einzuteilen, ist abgesehen von den Geschlechtsteilen nicht so offensichtlich.

Operationen für Transmänner (Frau-zu-Mann)

Brust-Entfernung (Mastektomie)
Die weibliche Brust kann operativ entfernt und gleichzeitig eine männliche Brust geformt werden. Bei grösseren Brüsten bleiben meistens sichtbare Narben in der Unterbrustfalte zurück. Bei kleinerer Ausgangbrust, genügt häufig ein kleiner Schnitt rund um den Brustwarzenvorhof, den man weniger sieht.

Entfernung der Gebärmutter und Eierstöcke (Hysterektomie und Ovarektomie)
Dieser Eingriff ist eine häufige Operation auch bei biologischen Frauen und wird von Frauenärzten durchgeführt – häufig in Kombination mit anderen vermännlichenden Eingriffen.

Genitaloperationen zur Phallus- und Hodenformung
Die Formung eines männlichen Genitals ist keine einfache Prozedur und bedingen meist mehrere Eingriffe auf einen längeren Zeitraum verteilt. Beim Clitorispenoid (Clitpen) wird die durch das Testosteron vergrösserte Clitoris chirurgisch freigelegt, sodass sie sichtbarer und beweglicher wird. Die Harnröhre kann durch das Clitorispenoid gelegt werden. Für manche ist damit das Urinieren im Stehen möglich. Oft wird gleichzeitig die Scheide entfernt und verschlossen. Für den «grossen Aufbau», muss Gewebe von einer anderen Stelle am Körper, oft vom Unterarm oder Oberschenkel, verwendet werden. Aus diesem wird ein Phallus geformt sowie eine Verlängerung der Harnröhre. An der Basis des Penoids verbleibt die Clitoris, wodurch die Orgasmusfähigkeit erhalten bleiben sollte. Penetration kann in einer Folgeoperation ermöglicht werden durch eine Pumpe, die das Gewebe «auf Knopfdruck» versteift oder durch einen Silikonstab. Bei beiden Aufbauvarianten können Implantate in die grossen Schamlippen eingesetzt werden um Hoden zu formen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich an einen Plastischen Chirurgen Ihres Vertrauens, in Ihrer Umgebung.

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